Aktienmarkt
Interview

Österreichischer Aktienmarkt - ATX 2021 Top

Österreichischer Aktienmarkt - ATX 2021 Top

Interview mit Mag. Roland Zauner, Aktienfondsmanager bei KEPLER

Der österreichische Aktienmarkt beendete das 250. Jubiläumsjahr der Wiener Börse mit + 44 Prozent als globaler Spitzenreiter. Was waren Ihrer Meinung nach die Hauptgründe für das ungewöhnlich starke Austro-Aktienjahr 2021?

 

Der österreichische Aktienmarkt ist häufig am Anfang oder am Ende von diversen Ranglisten zu finden, was unter anderem an der geringen Aktienanzahl im ATX Index (20) sowie an der im Vergleich zum globalen Aktienmarkt deutlich unterschiedlichen Branchenstruktur liegt. Im Jahr 2021 waren für den ATX gegenüber dem globalen Aktienmarkt die hohe Gewichtung der Sektoren Energie und Finanz der Performance zuträglich - sowie die geringe Gewichtung des Sektors Nicht-Basiskonsum. Mehr noch wirkte sich aber die gute Performance der österreichischen Banken Erste Bank, Raiffeisen und Bawag aus, die um einiges besser liefen als der globale Finanzsektor. Auch die Performance des österreichischen Stromversorgers Verbund war viel besser als die des globalen Versorgersektors.

 

Ausgerechnet im Traum-Jahr 2021 konnte laut Morningstar-Daten nicht ein einziger aktiv gemanagter Österreich-Aktienfonds den ATX outperformen. Wie kommt es dazu, dass man mit isoliertem Blick auf 2021 nicht mit dem ATX und somit auf ATX ETFs Schritt halten konnte?

 

Sie haben Recht, auch die Performance des KEPLER Österreich Aktienfonds blieb 2021 hinter der des ATX zurück. Negative Beiträge lieferten die österreichischen Technologietitel, die sich deutlich schlechter entwickelten als globale Technologiewerte (der Fonds hatte Technologietitel – der ATX nicht). Zudem waren die vergleichsweise hohe Gewichtung des Fonds im Industriesektor und seine geringe Gewichtung im Finanzsektor und in den großen Banken, die 2021 sensationell liefen, nachteilig gegenüber dem ATX.

 

Sind Österreich-Aktienfonds als Resultat der starken Performance nun auch international stärker nachgefragt? Bemerken Sie verstärkte Anfragen oder gar Zuflüsse ausländischer Fondskäufer?

 

Leider nein. Was hingegen anhaltend hoch ist – unabhängig von der Anlageregion –, ist die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten.

 

Wer die Aussendungen nationaler als auch internationaler Fondsmanager verfolgt, bemerkt, dass 2022 ein durchaus spannendes und schwieriges Börsenjahr werden kann. Unsicherheiten wie die anhaltend hohe Inflation und neue Covid-Varianten machen den Markt nicht wirklich einfacher. Was erwarten Sie sich vom österreichischen Aktienmarkt allgemein und Ihrer Österreich-Aktienstrategie im Speziellen für das neue Jahr 2022?

 

Der ATX ist aufgrund seiner speziellen Struktur immer für Überraschungen gut. Eine gewisse Inflation sollte sich grundsätzlich positiv auf die im Index hoch gewichteten Banken auswirken.

 

Zu unserer Österreich-Aktienstrategie 2022 ist zu sagen: Der KEPLER Österreich Aktienfonds wird ab 19. Jänner 2022 umgebaut auf einen DACH-Plus Aktienfonds, der nicht mehr nur in Unternehmen mit Sitz bzw. Tätigkeitsschwerpunkt in Österreich, sondern auch in solche aus an Österreich unmittelbar angrenzenden Staaten investieren kann. Somit werden in Zukunft vorwiegend Aktien aus Deutschland, Österreich, Schweiz und Italien im Fonds sein, zeitweise ergänzt um welche aus Ungarn, Tschechien etc., wo die Auswahl an investierbaren Unternehmen geringer ist. Die neue Strategie ist nicht nur regional anders aufgestellt, sondern im Investmentprozess werden zukünftig auch stärker als bisher Kriterien der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit sowie Ausschlusskriterien wie z.B. kontroverse Arbeits- und Menschenrechte, Rüstung und Atomenergie berücksichtigt. Und es wird darauf Wert gelegt, dass Unternehmen etwas zu UN Sustainable Development Goals beitragen - also z.B. in Bereichen wie Gesundheit & Wohlergehen, Klimaschutz oder nachhaltige Produktion.